Eine "Gebrauchs-Anleitung" für den Umgang mit dem gelben Geist: Wie kann ich als Unternehmen in Snapchat auftreten? Sollte ich den Kanal überhaupt nutzen?
Ein Beitrag von Madeleine Bublies, Werkstudentin bei DYMATRIX
Der neue Star am App- und Social-Media-Himmel: Snapchat. 100 Millionen Nutzer schicken sich täglich Bilder und Videos mit Kritzeleien oder gesichtsverzerrenden Filtern hin und her. Dabei sind mehr als die Hälfte der Nutzer zwischen 16 und 24 Jahre alt.
Verantwortliche in Unternehmen wissen häufig noch nicht einmal, wie sie die aus Usability-Aspekten etwas ungewöhnliche App bedienen sollen – geschweige denn, ob und wie sie Snapchat als Marketing-Kanal nutzen sollten, um darauf Unternehmensinhalte zu kommunizieren. Grund genug, das Ganze einmal näher zu beleuchten.
Unternehmen können, wie jeder andere Nutzer, Stories für ihre Follower platzieren. Die Stories werden im „Feed“ des Nutzers angezeigt, verschwinden jedoch nach 24 Stunden wieder. Der Nutzer hat innerhalb der App die Möglichkeit, zu entscheiden, ob er die ganze Story öffnen möchte – ähnlich wie bei einer E-Mail in seinem Postfach.
Einzelnen Nutzern können auch Direkt-Nachrichten zugesendet werden. Diese erscheinen ähnlich wie bei anderen Kommunikations-Apps in der Nachrichtenübersicht des Nutzers. Öffnet der Empfänger diese Botschaft, kann er sie jedoch maximal zehn Sekunden betrachten (je nachdem, welchen Zeitraum der Sender eingestellt hat) und ein einziges Mal wiederholen.
Nur unter bestimmten Voraussetzungen eignet sich Snapchat als Marketing-Kanal:
Dazu kann ruhig die Handy-Kamera verwendet werden, aufwendige Produktionen lohnen sich meist für die kurze Sichtbarkeit nicht – außerdem fehlen noch Schnittstellen zur Einbindung von Inhalten von anderen Kameras. Ein Snap wird dem Medium gerecht, wenn er „perfekt unperfekt“ ist – das Spontane ist das, was Nutzer an der App schätzen.
Sehr gut geeignet sind u.a. Blicke hinter die Kulissen, wie z.B. ein Video von der Erstellung eines Instagram-Fotos. Idealerweise sollte in den Snaps auch auf andere Kanäle des Unternehmens verwiesen werden.
In der frühen Entwicklungsphase von Snapchat bietet die App werbetreibenden Unternehmen noch keine Zusatzfunktionen.
Möglicherweise werden die Verantwortlichen in Zukunft weitere Features in die App einbauen, die den professionellen Umgang erleichtern – momentan stößt man mit etablierten Marketing- und Reichweitenberechnungen bei Snapchat schnell an seine Grenzen. Denn „Follower“, „Likes“ und „Shares“ wie bei Facebook gibt es schlichtweg nicht – Unternehmen müssen folglich neue Ziele definieren.
Ein weiterer erschwerender Punkt für eine integrierte und automatische Aussteuerung von Kampagnen: Snaptchat bietet bisher keine offizielle API-Schnittstelle für Unternehmen an. Aus diesem Grund haben viele Entwickler eine eigene API konstruiert, was aus rechtlichen Gründen jedoch kritisch zu betrachten ist. Zum einen besteht die Gefahr, dass Nutzerzugangsdaten in falsche Hände geraten, zum anderen, dass Snapchat den Unternehmens-Account sperrt.
Auch wenn einige Unternehmen wie Sixt, Karstadt Sports, Zalando, Bild, Pro Sieben oder Fußballvereine wie der FC Bayern bereits Snapchat-Marketing betreiben: Aufgrund der eingeschränkten Möglichkeiten des professionellen Umgangs mit der App sollte gut abgewogen werden, ob geeignete Inhalte, Kapazitäten und Möglichkeiten zur Bewerbung des Kanals vorhanden sind. Bereits jetzt auf Snapchat aktive Marken können sich jedoch den early-adopter-Vorteil gegenüber ihrer Konkurrenz sichern.
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